Besonderheiten im pädagogischen Alltag

Neben den klassischen Schulfächern bieten wir unseren Schülern vielfältige Lerninhalte an, die vor allem der gezielten Förderung der körperlichen und seelischen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen sowie der Ausbildung ihrer praktischen und künstlerischen Fähigkeiten dienen:

Die Klassen 7 bis 9 starten täglich mit einer halben Stunde Sport in den Schultag. Die SchülerInnen können zwischen den Angeboten Stockkampf, Tanzen, Ballspiele und Joggen wählen und finden sich hierfür von 8 Uhr bis 8.30 Uhr in klassenübergreifenden Gruppen zusammen.

Über den Wert dieses Angebots schrieb Dr. Karl Friedmann (ehemals Referent für Schulsport am Regierungspräsidium Freiburg) an die Michael-Schule:

„Die Schülerinnen und Schüler Ihrer Schule können sich glücklich preisen, dass sie sich vor dem Lernen erst bewegen dürfen. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass das Gehirn nach Bewegung am besten funktioniert!

Körperliche Bewegung löst physiologische Veränderungen aus, die die Funktion des Gehirns optimieren: Gehirnzellen werden angeregt, sich zu vermehren und sich miteinander zu verbinden, und durch Vermehrung von Botenstoffen können die Gehirnzellen besser miteinander kommunizieren. Um etwas lernen zu können, müssen zum einen neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen hergestellt werden und zum anderen muss die Kommunikation zwischen den Nervenzellen funktionieren. Damit schafft Bewegung im Gehirn optimale Bedingungen für das Lernen.

Es konnte nachgewiesen werden, dass Kinder durch eine tägliche Sportstunde in den kognitiven Fächern konzentrierter sind und ihre Schulnoten und ihr Sozialverhalten verbessern (weniger Aggressionen, weniger Unterrichtsstörungen)…“

In den Klassen 5 und 6 findet eine gemeinsame Zirkusarbeit von zwei Schulstunden pro Woche statt. Die Schüler haben in diesen zwei Jahren die Möglichkeit, verschiedene Fertigkeiten in der schulischen Zirkusarbeit zu erlernen.

Dabei steht in der 5. Klasse das Ausprobieren der verschiedenen Zirkusgeräte und Bewegungen im Vordergrund. Ein erstes Kennenlernen von Bewegungsabläufen mit Bällen, Diabolos, Pois, Seilen, Tellern, Einrädern usw. findet statt. Vielfältige koordinative, aber auch kreative und soziale Erfahrungen können dabei gemeinsam gemacht werden. Jedes Kind wählt in diesem ersten Jahr ein Zirkusgerät aus, mit dem es besonders intensiv übt.

Im 6. Schuljahr werden die erlernten Grunderfahrungen weiter stabilisiert und der Umgang mit einem zweiten Gerät wird vertiefend gelernt. Manche Sechstklässler können sich auch die Rolle des Experten aneignen und einige Fünftklässler beim Üben anleiten.

Am Ende jedes Schuljahres stehen als Höhepunkte zwei öffentliche Zirkusaufführungen, bei denen alles gezeigt werden darf, was gemeinsam gelernt wurde.

Die Grundschulklassen der Michael Schule besuchen regelmäßig den Mundenhof und lernen dabei die Tieren kennen und zu versorgen.

Kochen und backen in der Lehrküche

In der 7. und 8. Klasse erhalten die Schüler/innen an einem Vormittag pro Woche drei Unterrichtsstunden im Fach Kochen. Bei der Zubereitung kleiner Speisenfolgen lernen die Jugendlichen die Grundlagen der Nahrungszubereitung kennen. Im Umgang mit Rezepten üben sie, schriftliche Handlungsanweisungen in die Tat umzusetzen und wenden beim Umrechnen von Mengenangaben die gelernten Grundrechenarten praktisch an. Darüber hinaus wird den Schüler/innen im Kochunterricht theoretisches Wissen über gesunde Ernährung vermittelt und sie erhalten grundlegende Informationen im Bereich Verbraucherbildung.

In den praktischen Epochen der 9. Klasse stellen die Jugendlichen in der Lehrküche süße und herzhafte Backwaren her. Bei vielen Festivitäten innerhalb – sowie gelegentlich auch außerhalb – der Schule bieten die Neuntklässler Produkte aus ihrem Backunterricht zum Verkauf an.

Jedes Jahr backen die Viertklässler freudig das Brot für das Erntedankfest. Auch für die Weihnachtsbäckerei wird die Lehrküche von vielen Klassen gerne genutzt.

Im 6., 7. und im 8. Schuljahr setzen die Schülerinnen und Schüler ihre Kräfte im Schulgarten ein. Sie hacken die Erde, rechen, ziehen Furchen, säen und pflanzen. Im tätigen Umgang mit der Natur erleben sie das Wachstum und Gedeihen. Sie entwickeln handwerkliches Geschick und sind erfüllt von der Wirkung und vom sichtbaren Erfolg ihrer Arbeit. Und wie gut schmeckt die selbst angebaute Karotte oder die frisch geerntete Tomate!
Alle Schülerinnen und Schüler erhalten ab der ersten Klasse Handarbeitsunterricht. Im Laufe ihrer Schulzeit lernen sie zu weben, zu stricken, zu filzen, zu häkeln, zu sticken und sowohl mit der Hand als auch mit der Maschine zu nähen.

Bei der Arbeit mit den verschiedenen Werkstoffen erfährt der Schüler die nötige Korrektur der eigenen Arbeit zum größten Teil durch das Material selbst. Hier macht er die Erfahrung, dass sich eine bestimmte gedachte Form nur dann aus dem Werkstoff gestalten lässt, wenn es zwischen ihm und dem Material zu einem „Dialog“, zu einer fruchtbaren Auseinandersetzung kommt.  Dabei muss er die Erfahrungen, die er mit dem Material bereits gemacht hat, aktiv in sein Tun einbeziehen. Immer wieder ist man überrascht, wie freudig, intensiv und schnell die Schüler sich mit der Arbeit an ihrem Werkstück verbinden.

  • In der 5. und 6. Klasse beginnt die Arbeit mit dem Holz. Die Kinder lernen verschiedene Arbeitstechniken wie sägen und raspeln, aber auch die sachgerechte Anwendung von Handschnitzmessern. Dabei entstehen aus Grünholz und weichen Hölzern kleine Werkstücke.
  • Ab der 7. Klasse üben sie ihre Ausdauer, indem sie größere Werkstücke wie beispielsweise eine Obstschale oder eine Maske schnitzen.
  • Im 9. Schuljahr werden die Jugendlichen an Holztechnik, Werkstoffkunde und kleinere Schreinerarbeiten  herangeführt.
„Ich werde tanzen lernen. Ich kannte bisher nur eine Weisheit des Hauptes und der Gedanken. Nun weiß ich (..), dass es auch eine Weisheit der Hände und der Füße gibt.“ Sokrates 

Im Jahre 1912 schuf Rudolf Steiner eine neue Bewegungskunst, die Eurythmie, die als sichtbare Sprache und sichtbarer Gesang entwickelt wurde.

Die Sprache, die den Menschen aus einem individuellen Wesen zu einem sozialen Wesen nach außen macht, ist in ihrer inneren Bewegung und Konfiguration ein Abbild der ganzen Menschennatur. Wenn ein Mensch spricht oder singt, bewegen sich sein Kehlkopf und die Luft, in die er hineinspricht, nach ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten. In der Eurythmie werden diese Bewegungen, die sich für unser Auge unsichtbar vollziehen, mit dem ganzen Körper sichtbar gemacht. So stellen die Schüler in der Lauteurythmie dar, was in den Lauten lebt, aus denen sich unsere Sprache gebildet hat.

In der Toneurythmie stellen sie dar, was in einer musikalischen Komposition lebt. Im Unterschied zu gymnastischen, pantomimischen oder tänzerischen Bewegungen, die völlig frei gestaltet werden können, gibt es in der Eurythmie für jeden Laut der Sprache und für jeden Ton eine ganz bestimmte Gebärde.

Die pädagogische Eurythmie ist an die Bedürfnisse der Kinder angepasst und auf die einzelnen Entwicklungsstufen abgestimmt. Zuerst in einfacher Form, dann mit wachsendem Schwierigkeitsgrad werden die Grundelemente dieser Kunst erlernt. Der Inhalt des Eurythmieunterrichts richtet sich nach dem Alter der Schüler und dem allgemeinen Lehrplan. Meist ist es der Erzählteil im Hauptunterricht, dessen Inhalt im Eurythmieunterricht aufgegriffen wird. Werden z.B. in der 1. Klasse Märchen erzählt, so können diese Märchenbilder im Eurythmieunterricht in Bewegungen umgesetzt werden. In der 5. Klase werden die Hochkulturen erarbeitet, dann Balladen und in der Oberstufe eigene Gedichte.

In der Lauteurythmie werden das Erfassen des einzelnen Wortes, grammatikalische und metrische Sprachelemente und poetische Grundformen erarbeitet.

In der Toneurythmie tauchen die Kinder in die Stimmung der Musik ein und gestalten Rhythmus, Melos, Takt, Dur/ Moll und musikalische Stilformen.

In beiden Bereichen spielen die Raumformen eine zentrale Rolle. Von einfachen Wellen, Zacken und Spiralen über komplizierte geometrische Formen bis zu künstlerisch anspruchsvollen Gruppenformen erlernen die Schüler sich selbst zum Raum in Beziehung zu bringen und gleichzeitig die Gruppe im Bewusstsein zu haben. Dies fördert die Konzentrationsfähigkeit, die Raumorientierung sowie das bewegliche  Denken und stärkt das Gedächtnis und die Willenskraft. Des Weiteren  lassen sich im Eurythmieunterricht die Sprachfähigkeit und die Fantasie sowie die Bewegungssicherheit und das räumliche Vorstellungsvermögen fördern. Insgesamt schult die Eurythmie die innere Beweglichkeit und die Fähigkeit, komplizierte Zusammenhänge wahrzunehmen. Sie unterstützt das innere Gleichgewicht der Seele und pflegt das soziale Empfinden.

Singen als individueller und sozialer Prozess

Um 10 vor acht kommt der 8-jährige Mido mir schon vor dem Schulhaus entgegen mit der Bitte, ob er heute der Vorsänger beim Morgenlied sein darf. Also singt er gemeinsam mit seinem Klassenkameraden Hugo im Morgenkreis die Strophen von „Singt ein Vogel im Märzenwald“ voraus. Die Kinder der Klassen 1 bis 4 singen beim Refrain mit.

Hier zeigt sich die Polarität zwischen Individuum und Gemeinschaft: Zwischen dem Einzelnen, dessen Persönlichkeit in diesen wenigen Augenblicken aufleuchtet und der Gemeinschaft von ca. 45 Schülern und 5 Erwachsenen, die ihm zuhört und ihn im Refrain bestätigt.  Der Solist erfährt, dass seine Stimme beantwortet wird. Zwischen den Tönen und durch die Töne dringt etwas von seinem eigenen Leben. Seinem Solo folgt ein Tutti, das Kraft geben kann – eine Andacht im Kleinen.

Das Wort Persönlichkeit (personare) benennt das Durchtönende in einem Menschen. In unserer Stimme liegt etwas Unverwechselbares, Individuelles (=Unteilbares).

Auch ängstliche, traurige Kinder mit traumatischen Erfahrungen singen  manchmal vor. Wenn in solchen Momenten etwas von ihren Wunden hörbar wird, kann es wie ein Wunder für die Zuhörer werden.

In der wöchentlichen Chorstunde der Grundstufe (Klassen 1-4) werden die Tongebung und die Texte erübt. Im Mittelstufenchor der  Klassen 5 und 6 wird die Arbeit fortgesetzt.

Im letzten Jahr führte das bis zu einer Aufführung der Zauberflöte von W.A. Mozart. Ein Kind mit starkem Bewegungsdrang sang ruhig Sarastros Lied von den „Heiligen Hallen“: Ohne jegliches Pathos, mit heiterer Gelassenheit. Auch Duette und dreistimmiges Singen gelangen den Kindern erfreulich gut.

Im letztjährigen 6.-Klass-Spiel von der „Waage der Baleks“ (Heinrich Böll) war Bachs Michaelikantate „Es erhub sich ein Streit“ die Theatermusik, die dramaturgisch wirksam und live mit Hilfe von Eltern und Lehrern gestaltet wurde.

In der Oberstufe schreiben Schüler eigene Texte oder treten bei Schulfesten mit Songs auf, die sie schnell erlernen, weil sie sich dafür interessieren. Sogar schwieriges Englisch ist dann kein Problem. Vor öffentlichem Publikum mit Mikrophon dazustehen und sich zu präsentieren ist mehr als eine Mutprobe. Die Jugendlichen erfahren ihren eigenen Klang, der in die Welt tönt und erleben in der Resonanz des Publikums, wie die Welt auf sie zurückklingt. Das Erleben ihrer eigenen Stimme und deren positiven Wirkung nach außen lässt die Schüler innerlich wachsen und verhilft ihnen zu mehr Selbstbewusstsein.

Die Basis dafür wird in den Grundschuljahren geschaffen. Zu jedem Anlass werden passende Lieder gesungen. So handelt beispielsweise das Begrüßungslied „Auf der Erde steh ich gern“, das jedes Jahr bei der Einschulungsfeier für die Erstklässler gesungen wird, von den elementaren Kräften „Erde, Wasser, Luft und Licht“ als „unseren Brüdern“. 

Auch werden viele Lieder der jeweiligen Jahreszeit entsprechend ausgewählt und oft durch Hinzunahme von Instrumenten gestaltet. Ein Lied wird zumeist 2 bis 3 Wochen gesungen. So wird der Jahreslauf  in Liedern erlebt und wiederholend variiert. Die jeweiligen Lieder zur Jahreszeit verhelfen den Kindern zu einer zeitlichen Orientierung und bilden eine gute Gewohnheit.

Hier finden Sie eine kleine Liedauswahl:

Januar: „Der Morgenstern ist aufgedrungen“,  „Schneeflöckchen“ 

Februar: „Wir feiern heute Fasenacht“

März: „Singt ein Vogel im Märzenwald“

April: „Nun will der Lenz uns grüßen“, „ Es tönen die Lieder“

Mai: „Komm lieber Mai und mache“, „ Wohlauf in Gottes schöne Welt“

Juni: „Lachend kommt der Sommer“,. „Das Wandern ist des Müllers Lust“.

Juli: „Dort bläht ein Schiff die Segel“, „ Geh aus mein Herz“ 

September: „Oh unbesiegter Gottesheld St. Michael“

Oktober: „Bunt sind schon die Wälder“

November: „Dona nobis pacem“

Dezember: „Es ist für uns eine Zeit angekommen“, „ Hört der Engel helle Lieder“

Theater in der Michael-Schule

In der Waldorfpädagogik wird Theater spielen als grandioses pädagogisches Werkzeug zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung für Kinder und Jugendliche in besonderem Maße gepflegt.
Einige Aspekte, die bei der Inszenierung von Rollen- und Theaterspielen pädagogisch höchst wertvoll sind, seien an dieser Stelle genannt:

  • Deutliches und künstlerisches Sprechen,
  • Spiele und Übungen zur gestischen und mimischen Gestaltung von gesprochenen Texten,
  • das sich Einfühlen und Hineinschlüpfen in unterschiedliche Rollen,
  • das Erleben und Darstellen von unterschiedlichen Bewegungsqualitäten,
  • das soziale Miteinander auf und hinter der Bühne,
  • das Gedächtnistraining durch das Lernen des Textes bis hin zur
  • Anregung der Fantasie beim Entwerfen des Bühnenbildes und
  • das künstlerisch-praktische Arbeiten bei der Herstellung der Kulissen.

In der Michael-Schule wird im Rahmen von

  • Zwergendichten und Märchenreigen in der ersten Klasse,
  • szenischem Spiel von Fabeln in der zweiten,
  • deutschen und englischen Rollenspielen oder gar schon einem Spiel in englischer Sprache in der dritten,
  • Stabreimübungen mit Kupferstäben in der vierten,
  • Zirkusgeschichten in der fünften,
  • einem Sechstklassspiel wie zum Beispiel Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ oder Heinrich Bölls „Die Waage der Baleks“ in der sechsten,
  • Balladenrezitationen und – darstellungen in der siebten
  • und dem großen Stück in der achten Klasse in jedem Jahrgang Theater gespielt. (>mehr lesen)

Zu unserer nächsten öffentlichen Schulfeierbei der unter anderem kleinere Spielszenen zur Aufführung kommen werden, laden wir Sie herzlich ein. Oder kommen Sie zum Klassenspiel der achten Klasse. Die Aufführungstermine finden Sie auf der Startseite und unter „Veranstaltungshinweise“.

Die 3. und die 4. Klasse besuchen jeweils einmal wöchentlich den Hof der Familie Lampe in Oberried-Weilersbach und verbringen dort knapp zwei Stunden, in denen sie den Hof und seine Tiere mit allen Sinnen erfahren und erleben dürfen. Vom freien Spiel, über Stockbrot am Lagerfeuer, Hüttenbau im Wald, Wanderungen mit Hund und Pferden, handwerklichen Projekten bis hin zum Versorgen der Tiere erfahren die Kinder ganz hautnah das Hofleben im Jahreskreislauf.

Dieses Projekt ist eine Kooperation der Michaelschule mit dem Verein Zukunftsraum Weilersbach e.V..